Kulturerbe Orgel – Medien

Ein musikgeschichtliches Phänomen zwischen Aufklärung und Gegenwart

Verzeichnis der Tonaufnahmen

Die Tonaufnahmen sind Teil des durch die VolkswagenStiftung (VWS) geförderten Forschungsprojekts an der Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg „Die Orgel als Erklärungsmodell für Kulturphänomene von der Aufklärung bis in die Gegenwart – Betrachtungen von Transformationen und Paradigmenwechsel im kulturhistorischen Diskurs“ von Prof. Dr. Michael Gerhard Kaufmann und Prof. Dr. Uta Hengelhaupt. Sie beziehen sich als Dokumentation des Veränderungsprozesses bei Orgelbau und Orgelspiel auf die daraus resultierende und im Ergon-Verlag publizierte Studie „Kulturerbe Orgel – Ein musikgeschichtliches Phänomen zwischen Aufklärung und Gegenwart“. Im abschließenden Kapitel werden an ausgewählten Instrumenten exemplarische Kompositionen aus den untersuchten Zeitabschnitten vorgestellt, um damit den im Buch beschriebenen Prozess des epochalen Klangwandels von der Aufklärung bis zur Gegenwart beispielhaft hörbar zu machen. Dies geschieht unter dem Gesichtspunkt einer historisch informierten Aufführungspraxis, bei der orgelbauliche Parameter der jeweiligen Epoche mit der Stilistik und einer daraus resultierenden Interpretation der Stücke korrelieren. Die im jeweiligen Instrument angelegten klanglichen Eigenschaften werden für die Darstellung der musikalischen Strukturen der ausgewählten Komposition genutzt, um ein möglichst authentisches Zeugnis der einstmals implizierten ästhetischen Aussage zu geben, das auch heute noch Gültigkeit für sich beanspruchen kann. Für die beispielhafte Darstellung dieser inneren Bezüge wurden sowohl vorhandene als auch explizit neu produzierte Aufnahmen verwendet. Interpret sämtlicher Werke ist der Mitautor des Bandes Michael Gerhard Kaufmann.

Die Produktion der im Rahmen des Forschungsprojekts getätigten Aufnahmen (Nikolauskirche Aulfingen, Adelhauserkirche Freiburg, Augustinermuseum Freiburg, Petrikirche Eisleben) erfolgte durch den Verlag Organum Musikproduktion, Öhringen; verantwortlich als Tonmeister zeichnet Klaus Faika. Die Einspielungen wurden als Dokumentaraufnahmen durchgeführt. Ziele waren dabei eine weitgehende Vergleichbarkeit der Klangbilder von den bespielten Instrumenten bei hoher Farbtreue sowie näherungsweise realistische Höreindrücke von der jeweiligen Raumakustik. Die benutzten Mikrofone und die angewandte Aufnahmetechnik waren dabei nahezu identisch, abgesehen von situationsbedingt nötigen Modifikationen. Die zweikanalige, stereofone Übertragung bzw. Wiedergabe setzt hinsichtlich des Räumlichkeitseindrucks prinzipbedingt Grenzen und ermöglicht kein immersives Hörerlebnis, wie es dem Wesen der Orgelmusik in der Natur zu eigen ist. Im Zeitraum der Projektplanung war die Verfügbarkeit normierter und geeigneter Verfahren zur Online-Übertragung von dreidimensionalen Aufnahmen, wie z. B. das heute etablierte Trägerformat Dolby-Atmos®, nicht zweifelsfrei absehbar. Zudem wurde auf eine bisher unveröffentlichte Aufnahme (Stiftskirche Obermarchtal) zurückgegriffen, die für den Verein zur Förderung der Musik Oberschwabens e.V., Biberach an der Riß, in Zusammenarbeit mit Südwestrundfunk Baden-Baden SWR2, im Mai 2013 entstanden ist (Produktion: Henner Faehndrich; Redaktion: Anette Sidhu; Tonmeister: Klaus-Dieter Hesse).

Obermarchtal, ehemalige Prämonstratenser-Reichsabtei, Stiftskirche St. Peter und Paul,
Münster, Johann Nepomuk Holzhey, Ottobeuren, 1777-80,
restauriert durch Orgelbau Rohlf, Neubulach, 2010-13

I. Hauptwerk C-f3 II. Positiv C-f3 III. Echowerk C-f3
1. Praestant 16 16. Principal 8’ 29. Nachthorn 8’
2. Principal 8’ 17. Rohrflöten 8’ 30. Dulciana 8’
3. Copel 8’ 18. Salicional 8’ 31. Spizföten 4’
4. Quintaden 8’ 19. Unda maris 8’ 32. Cornet Resit 4-fach 4’
5. Gamba 8’ 20. Flautravers 8’ [ab c] 33. Flageolet 2’
6. Viola 8’ 21. Octav 4’ 34. Vox humana 8
7. Octav 4 22. Hohlflöten 4’ 35. Cromorne Baß 8’
8. Flöten 4’ 23. Quint 3’ 36. Schalmei Diskant 8’
9. Nazard 3’ 24. Siflöt 2’  
10. Sexquialter 3-fach 3’ 25. Hörnle 2-fach [2’ + 13/5’]  
11. Cornet 3-fach 3’ 26. Cimbal 5-fach 2’  
12. Superoctav 2’ 27. Fagott Baß 8’  
13. Mixtur 6-fach 2’ 28. Hautbois Diskant 8  
14. Trompet 8’    
15. Claron 4’    
Kronwerk C-gis1| stumm Pedal C-d1 Koppeln
Principal 2 37. Subbaß 16 Tuttibaß [I/P, Zug]
  38. Octavbaß 8’ Positiv-Cupl [II/I,
    Schiebekoppel]
  39. Violonbaß 8’ Echo-Cupl [III/I, Zug]
  40. Cornetbaß 5-fach 4’  
  41. Bompard 16’  
  42. Trompet 8’  
  43. Claron 4  
Nebenzug
Tremulant Echo

System: Schleifenwindladen;

Trakturen: mechanisch;

Windversorgung: sechs Keilbälge mit Aufzugsanlage (rekonstruiert nach Holzhey) bzw. zwei Mehrfachfaltenbälge (restauriert aus Bestand Gebrüder Späth, Ennetach, 1896) mit Ventus-Gebläsemotor („Langsamläufer“ aus dem Jahre 2012);

Temperierung: ungleichstufig (modifiziert Neidhardt);

Stimmtonhöhe: a1 = ca. 422 Hz bei 15°C

Johann Nepomuk Holzheys Orgeln stellen gleichsam eine Kristallisation des Klangs der Aufklärung dar, denn im Klang der Instrumente vereinen sich italienische (Prinzipale und Mixturen), süddeutsche (Grundstimmen, Unterscheidliche u.v.a. Streicher) und französische (Obertonstimmen, Aliquoten u.v.a. Zungen) Elemente gleichsam synthetisch miteinander und sind als spezielle Idiomatik auf die jeweilige Akustik der Kirchenräume abgestimmt. Diese Kombination aus überkommenen und modernen Farben ermöglichte erstmals ein bruchloses Miteinander der Register in differenzierten dynamischen Abstufungen und kann daher als erster Typus eines universellen Instruments mit europäischer Prägung gelten. Für die Stiftskirche der ehemaligen Prämonstratenser-Reichsabtei Marchthal erbaute Holzhey zwei Instrumente: die Orgel auf der Empore (1777-80) und die in das Gestühl eingelassene im Chor (1782-84). Während die Chororgel seit dem 19. Jahrhundert nur rudimentär und unspielbar dasteht, wurde die Hauptorgel nach mehreren Umbauten mit dem Ziel größtmöglicher Authentizität fachgerecht restauriert (2010-13). An Holzheys erster dreimanualiger Orgel sind Werke von Komponisten zu hören, die beide als Regens chori für die Musik im Kloster verantwortlich gewesen sind und diese auf einem hohen Niveau gepflegt haben: Pater Isfrid Kayser (1712–1771) und Pater Sixt Bachmann (1754–1825). Sowohl bei Kaysers Parthien als auch bei Bachmanns Fugen bzw. der Sonate handelt es sich um Musik für das „Clavier“, die vom Spieler entsprechend dem gewählten Tasteninstrument im Gestus und ggf. bzgl. der Tonhöhe anzupassen sind. Die Disposition der Marchtaler Hauptorgel bietet hierfür vielfältige Mischungen von Klangfarben, um den Affekt bzw. den Charakter jedes Stückes darzustellen.

Isfrid Kayser (1711-1771)
Concors Digitorum Discordia (Augsburg 1746), Parthia prima [in D], Concerto – Corrente – Menuet / Trio – Passepied / Trio – Adagio – Quique

Download

 

Parthia seconda [in Es]
Intrada – Cantabile – Fantasia – Menuet / Trio – Gavotte en Rondeau – Final

Download

 

Parthia tertia [in B]
Ouverture – Gavotte en Rondeau – Capricio – Menuet / Trio – Siciliana – Rigaudon – Quique

Download

 

Sixt Bachmann (1754-1825)
aus Dix Fugues célèbres pour l’Orgue ou le Clavecin (Marchthal ca. 1790-er Jahre)

Fuga quarta [in D]

Download

Fuga sexta [in C]

Download

 

aus Acht Sonaten zum Schlagen (Marchthal ca. 1770-er Jahre)
Sonata quinta [in F]
Allegro moderato – Andante un poco Lento – Presto molto

Download

Geisingen-Aulfingen, katholische Kirche St. Nikolaus,
Heinrich Voit & Söhne, Durlach, Op. 1114, 1908/16,
restauriert durch Orgelbau Steinmeyer, Oettingen, 2015-17

Manual I C-f3 Manual II C-f3 Pedal C-d1
1. Prinzipal 8’ 7. Gedeckt 8’ 11. Subbass 16‘
2. Gamba 8’ 8. Salicional 8 12. Zartbass 16‘ [WA aus 13.]
3. Flöte 8’ 9. Aeoline 8’ 13. Octavbass 8
4. Dolce 8’ 10. Vox celestis 8’  
5. Oktave 4’    
6. Kornett 3-5fach 2 2/3’    
Koppeln Spielhilfen
15. II/I Registerschweller (Walze mittig
16. II/P Handregister ab
17. I/P Walze ab
18. Sub.O. II/I  
19. Sup.O. II/I  
20. Tutti  

System: Taschenwindladen;

Trakturen: pneumatisch (Abstrom);

Windversorgung: Mehrfachfaltenbalg mit Ventus-Gebläsemotor Nr. 830 („Langsamläufer“ mit AEG-Antrieb aus dem Jahre 1916; derzeit ältester in Betrieb befindlicher Orgelmotor in Baden-Württemberg);

Temperierung: gleichstufig;

Stimmtonhöhe: a1 = 435 Hz bei 15°C

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gehörte die Orgelfabrik H. Voit & Söhne, Durlach, zu den innovativsten Orgelbaubetrieben im deutschsprachigen Raum. Die gleichbleibend hohe handwerkliche Qualität beruhte auf einem Bewusstsein um Tradition und Innovation gleichermaßen in Technik und Klang. In der alten Badischen Residenz wurden Instrumente für Kapellen und Kirchen, Salons und Konzertsäle produziert. Über das Zweigwerk in New York City wurden neue Entwicklungen bzgl. Pneumatik und Elektrik aus den Vereinigten Staaten übernommen und weiterentwickelt. Die Voit-Orgel für Aulfingen ist ein typischer Vertreter der für den Bedarf in Dorfkirchen und Synagogen von der Durlacher Firma erbauten Instrumente. Mit einem Minimum von sich klanglich unterscheidenden und zugleich zu neuen Farben miteinander verschmelzenden grundtönigen Stimmen ermöglichten diese Werke ein facettenreiches Musizieren, das unterstützt wurde durch die Koppelschaltungen zur Oktavierung der eingestellten Registrierungen sowie durch einen Registerschweller zur dynamischen Progression beim Orchestrieren. Als Ausschnitt aus dem Spektrum der damals gepflegten Literatur wurden eine Bearbeitung eines Choralvorspiels von Johann Sebastian Bach (1685-1750), drei Vorspiele aus einer Choralsammlung von Johannes Graf (1853–1923), drei Charakterstücke aus Orgelkompositionen op. 89 von Theodor Kirchner (1823–1903) sowie – korrespondierend mit dem Bau der Kirche während des Ersten Weltkriegs – die hymnisch angelegte Patriotische Fantasie zum Konzertgebrauch op. 318,20 von Richard Kügele (1850–1926) gewählt. Als Reminiszenz an die jüdische Orgelkultur dieser Zeit wurden, jeweils vollständig, die Kompendien Zwölf Praeludien nach alten Synagogen-Intonationen von Moritz Deutsch (1818-1892) und Augenblicke der Weihe op. 44 von Louis Lewandowski (1821–1894) nach den Erstdrucken eingerichtet.

Laufgeräusch des Orgelgebläsemotors der Voit-Orgel

Download

 

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
aus der Kantate Herz und Mund und Tat und Leben BWV 147 (Leipzig 1723)
Jesus bleibet meine Freude
bearbeitet von Michael Gerhard Kaufmann

Download

 

Theodor Kirchner (1823-1903)
aus Orgelkompositionen op. 89 (Leipzig 1890)
2. Praeludium – Maestoso
3. Legende – Poco lento
4. Quasi Sarabande – [Andante]

Download

Download

Download

 

Richard Kügele (1850-1926)
Zwanzig Orgelstücke, davon No. 1 bis 19 für kirchlichen, No. 20, eine patriotische Fantasie, für außerkirchlichen Gebrauch op. 318 (Frankfurt an der Oder 1915/16?)
20. Patriotische Fantasie zum Konzertgebrauch
Maestoso
Deutsche Nationalhymne
Österreichische Nationalhymne
Die Wacht am Rhein

Download

 

Johannes Graf (1853-1923)
Drei Choräle für Orgel (Stuttgart 1896)
1. O Jerusalem, du schöne
2. Lobe den Herren
3. Eins ist Not, ach Herr dies eine

Download

Download

Download

 

Moritz Deutsch (1818-1892)
Zwölf Praeludien für Orgel oder Pianoforte zum gottesdienstlichen und häuslichen Gebrauch nach alten Synagogen-Intonationen (Breslau 1889)
1. Allegro moderato
2. Allegro
3. Allegro
4. Andante moderato assai
5. Allegro moderato
6. Andantino
7. Andante
8. Andante
9 Andante maestoso
10. Allegro
11. Grave
12. Andante moderato assai – Allegro assai vivace

Download

Download

Download

Download

Download

Download

Download

Download

Download

Download

Download

Download

 

Louis Lewandowski (1821/23-1894)
Augenblicke der Weihe – Neun kleine Stücke für Harmonium, Orgel oder Klavier op. 44 (Berlin 1891)
1. Andante
2. Molto moderato
3. Andantino
4. Andante
5. Moderato
6. Andante
7. Grave
8. Moderato
9. Andante

Download

Download

Download

Download

Download

Download

Download

Download

Download

Freiburg im Breisgau, ehemaliges Dominikanerinnen-Kloster,
katholische Kirche St. Mariä Verkündigung und St. Katharina, sogenannte Adelhauserkirche,
Michael Welte & Söhne, Freiburg, 1930,
restauriert durch Waldkircher Orgelbau – Jäger & Brommer, Waldkirch, 2016-2017

Manual I C-a3 Manual II C-a3 | Schwellwerk Pedal C-d1
ausgebaut bis a4 6.–10. ausgebaut bis a4;
11.–13. ausgebaut bis c4
1. Principal 8′ 6. Lieblich Gedeckt 8’ 14. Subbaß 16’
2. Harmonieflöte 8’ 7. Gemshorn 8’ 15. Still Gedeckt 16’ [WA aus 14]
3. Gamba 8’ 8. Aeoline 8’ 16. Cello 8’
4. Dolce 8’ 9. Vox coelestis 8’
5. Octav 4’ 10. Traversflöte 4’
11. Quinte 2 2/3’
12. Bachflöte 2’
13. Terz 1 3/5’
Koppeln Spielhilfen
Manual I super Freie Combination I
Manual II/I Freie Combination II
Manual II/I sub Tutti
Manual II/I super Handregister ab
Manual I/P Auslöser
Manual II/P Registerschweller (Tritt links)
Jalousieschweller (Tritt rechts)

System: Membranwindladen;

Trakturen: pneumatisch (Abstrom/Zustrom);

Windversorgung: Mehrfachfaltenbalg mit Meidinger-Gebläsemotor („Langsamläufer“ aus dem Jahre 1930);

Winddrücke: Manual I und II: 115 mm WS,

Pedal: 140 mm WS

Temperierung: gleichstufig;

Stimmtonhöhe: a1 = 435 Hz bei 15°C

Die Firma M. Welte & Söhne, Freiburg im Breisgau, wurde wegen der am Beginn des 20. Jahrhunderts in den Werken am Stammsitz und in der Niederlassung in New York City produzierten automatischen Philharmonie-Orgeln mit ihrer symphonischen Klangästhetik weltweit geschätzt. Als in den 1920-er Jahren dieser Geschäftszweig aufgrund der Wirtschaftskrise und der allgemeinen Verfügbarkeit der neuen Medien Schallplatte und Rundfunk massiv zurückging, verlegte sich die Firma sukzessive auf der Herstellung von Kino- und Kirchenorgeln. Diese überzeugten mit ihrer orchestralen Strahlkraft , die maßgeblich auf der von Welte an den Musikautomaten entwickelten Intonationsweise beruhte. Als Zugeständnis an die Ideen der Elsässischen Orgelreform besaßen die Werke für Kirchen Obertonregister zum Einfärben der Klänge oder zur Mischung einer Solostimme. Die älteste noch erhaltene und nach einer umfangreichen Restaurierung technisch und klanglich in ihrem ursprünglichen Konzept befindliche Welte-Orgel für eine Kirche steht in der sogenannten Adelhauserkirche in Freiburg im Breisgau. Die Disposition des Werks liest sich wie ein Ausschnitt aus dem kurz zuvor entstandenen symphonisch ausgerichteten Instrument für das Freiburger Münster. Die fünfzehn klingenden Stimmen sind durchweg im Sinne der Romantik intoniert, auch die seinerzeit moderne „Bachflöte“, um die sich die einen Kornett bildenden Obertonregister gruppieren. Zur Darstellung dieses besonderen Welte-Klangs eignen sich Bearbeitungen als Transkriptionen orchestraler Werke auf die Orgel von Johann Sebastian Bach (1685-1750), Georg Friedrich Händel (1685-1759) oder Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), wie sie Sigfrid Karg-Elert (1877–1933), Ludwig Boslet (1860–1951) oder Friedrich Silcher (1789–1860) angelegt haben, zudem ein freies Orgelwerk von Bach und ein Choralvorspiel von Max Reger (1873-1916).

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Alla breve in D BWV 589 (Leipzig 1742?)

Download

 

Friedrich Silcher (1789-1860)
aus Wolfgang Amadeus Mozarts (1756-1791) Requiem in d KV 628, Nr. 4 (1791)
Recordare (Tübingen 1828)

Download

 

Ludwig Boslet (1860-1951)
aus Georg Friedrich Händel (1685-1759) Concerto in F op. 4, Nr. 5 (1738)
Largo – Allegro maestoso (Augsburg 1913)

Download

 

Max Reger (1973-1916)
aus Dreißig kleine Choralvorspiele op. 135a, Nr. 28 (Berlin 1915)
Wer nur den lieben Gott läßt walten

Download

 

Sigfrid Karg-Elert (1877-1933)
aus Johann Sebastian Bachs (1685-1750) Ouverture in D BWV 1068, Nr. 3 (Leipzig 1939?)
Adagio – Air célèbre [= Air] (Leipzig 1911)

Download

Freiburg im Breisgau, ehemaliges Augustinereremiten-Kloster, Stiftskirche, Augustinermuseum,
Michael Welte & Söhne, Freiburg, 1935/1944,
restauriert durch Waldkircher Orgelbau, Waldkirch, 2005-2010

I. Hauptwerk C-a3 II. Unterwerk C-a3 Pedal C-f1
1. Prinzipal 8’ 8. Singend Prinzipal 8’ 17. Prinzipalbaß 16’
2. Rohrgedackt 8’ 9. Weitgedeckt 8’ 18. Untersatz 16’
3. Oktave 4’ 10. Italienisch Prinzipal 4’ 19. Oktavbaß 8’
4. Nachthorn 4’ 11. Quintatön 4’ 20. Nachthorn 4’ [TM aus 4]
5. Oktave 2’ 12. Schweizerpfeife 2’ 21. Posaune 16’
6. Mixtur 4-6-fach 22/3’ 13. Larigot 11/3’ 22. Dulcian 8’
7. Rankett 16’ 14. Zimbel 3-fach 2/3’  
  15. Oboe 8’  
  16. Krummhorn 8’  
  Tremulant  
Koppeln
II/I
I/P
II/P

System: Taschenwindladen/Kastenladen;

Trakturen: elektropneumatisch;

Windversorgung: Mehrfachfaltenbälge mit Ventus-Gebläsemotor („Langsamläufer“ aus dem Jahre 2010);

Winddrücke: Manual I und II: 75 mm WS,

Pedal: 95 mm WS

Temperierung: gleichstufig;

Stimmtonhöhe: a1 = 435 Hz bei 15°C

Mit dem Erstarken der Orgelbewegung in den 1930-Jahren änderte die Firma M. Welte & Söhne, Freiburg im Breisgau, die Parameter für die Klanggestaltung ihrer Kirchenorgeln. Als Initiale dazu kann der Bau einer Unterrichts- und Übeorgel bzw. Kammerorgel im Augustinermuseum Freiburg für das Städtische Musikseminar Freiburg im Jahre 1935 mit zunächst sechzehn Registern angesetzt werden, die später für die Zwecke der Musikschule für Jugend und Volk 1944 auf zweiundzwanzig klingende Stimmen erweitert wurde. Die Disposition weist deutliche Bezüge bzw. Parallelen zu der im Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Freiburg seit 1921 durch die Firma E. F. Walcker & Cie. aufgestellten sogenannten Praetorius-Orgel auf. Wenngleich die Nomenklatur der Register den orgelbewegten Vorgaben folgt und eine merkliche Aufhellung des Klangs bei entsprechenden Farbmischungen auch durchaus eintritt, wirkt das Klangbild als solches nicht gespalten oder gar steril, sondern bewahrt noch immer den Welteschen Tonfall mit der Fähigkeit zur Verschmelzung. Gemäß der Nutzung des Instruments während des „Dritten Reichs“ für die Ausbildung von Organisten für die Hitler-Jugend erklingen vornehmlich Kompositionen, die der „braunen“ Ideologie geschuldet sind und von Komponisten aus dem Kreise der Hitler-Jugend stammen: Heinrich Spitta (1902–1972), Wolfgang Fortner (1907–1987), Cesar Bresgen (1913–1988) und Helmut Bräutigam (1914–1942). Diesen wurden gleichsam als ethischer Kontrapunkt zwei Bearbeitungen des Chorals Wenn wir in höchsten Nöten sein von Johann Sebastian Bach (1685-1750) entgegengesetzt.

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Wenn wir in höchsten Nöten sein BWV 641 (Urschrift, Weimar 1713/14)

Download

 

Heinrich Spitta (1902-1972)
Toccata für Orgel über das Lied „Nichts kann uns rauben“ op. 46a (= Veröffentlichungen der Orgelarbeitsgemeinschaften, Band 2) (Kallmeyer-Verlag, Wolfenbüttel-Berlin 1943)

Download

 

Wolfgang Fortner (1907-1987)
aus Oberrheinisches Orgelbuch – Werke zeitgenössischer Meister, herausgegeben von Herbert Haag (Willy Müller – Süddeutscher Musikverlag, Heidelberg 1943) Praeludium

Download

 

Cesar Bresgen (1913-1988)
aus Neues Orgelbuch, 1. Heft: Werke für Feierstunden und Sätze zu Liedern von Hans Baumann (= Veröffentlichungen der Orgelarbeitsgemeinschaften, Band 3) (Voggenreiter-Verlag, Potsdam 1942)
Festliches Vorspiel (kann auch als Vorspiel zu einem feierlichen Lied dienen)
Nun laßt die Fahnen fliegen
Hohe Nacht der klaren Sterne

Download

 

Helmut Bräutigam (1914-1942)
aus Das Orgelbuch mit Sätzen zu den Feierliedern der Bewegung, mit einem Vorwort herausgegeben von Gotthold Frotscher (= Veröffentlichungen der Orgelarbeitsgemeinschaften, Band 1) (Kallmeyer-Verlag, Wolfenbüttel-Berlin 1943)
Wir Jungen tragen die Fahne

Download

 

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Wenn wir in höchsten Nöten sein BWV 668a
(„Diktatfassung“ von Vor deinen Thron tret‘ ich hiermit BWV 668, Leipzig 1750)

Download

Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt, Bad Liebenwerda, 2016,
im Art-déco-Gehäuse des Halleschen Bildhauers Paul Horn für das Instrument des Zörbiger Orgelbaumeisters Wilhelm Rühlmann von 1929

Manual C-g3 Pedal C-f1 Koppel
1. Holzflöte 8’ Subbass 16’ Man/Ped
2. Prinzipal 4’

System: Schleifenwindladen;

Trakturen: mechanisch;

Temperierung: wählbar (Hermode-Tuning);

Stimmtonhöhe: a1 = ca. 440 Hz bei 15°C

Bei dem von Orgelbau A. Voigt, Bad Liebenwerda, erbauten Werk handelt es sich um den Prototypen einer Orgel, auf den die von Werner und Herwig Mohrlok, Trossingen-Schura, ursprünglich für ein elektronisches Tastenmusikinstrument entwickelte Idee einer „intelligenten Stimmung“ auf eine kleine Pfeifenorgel übertragen worden ist. Bei dem als „Hermode Tuning“ bezeichneten computerbasierten System erkennt ein Rechenprogramm melodische und harmonische Verläufe und definiert für diese quasi in Echtzeit die optimale „Reinheit“ der Akkorde und ihrer Verbindungen. Die Stimmung wird unmittelbar an die jeweils gespielte Musik angepasst, sodass diese in sich reiner klingt. Zusätzlich sind historische Stimmungen fest anlegbar, die als Abwandelungen von Ungleichstufigkeit von Halbtonabständen bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts bei Orgeln in Verwendung gewesen sind. Um diese Wechsel bei der Stimmung vornehmen zu können, bedarf es einer hochdifferenzierten Technologie, mittels derer eine präzise Modifikation der Tonhöhe über eine geräusch- und berührungsfreie, magnetgesteuerte Veränderung der klingenden Länge der Pfeife bewirkt wird. Auf diese Weise kann die dynamisch stimmende Kleinorgel der Firma Voigt, in die das Hermode-System integriert ist, die Stimmung entsprechend der traditionellen klassischen Forderung nach rein gestimmten Terzen und Quinten für das Hermode-System korrigieren und für Varianten alter und moderner ungleichstufiger Stimmungen sowie für die Gleichstufigkeit fixieren. Dargestellt werden diese Möglichkeiten an Werken von Girolamo Frescobaldi (1583-1643), Johann Sebastian Bach (1685-1750), Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), Max Reger (1873-1916) und Wolfram Graf (*1965), wobei manche Stücke mehrfach eingespielt worden sind, um verschiedene Stimmungen einander gegenüberzustellen.

Girolamo Frescobaldi (1563-1643)
aus den Fiori musicali, Messa de la Madonna (Rom 1635)
Toccata e Recercar
Temperierung: mitteltönig

Download

 

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
aus dem Orgelbüchlein (Weimar 1712-17, Leipzig 1744)
Nun komm der Heiden Heiland BWV 599

Download

 

aus der Kantate Nun komm der Heiden Heiland BWV 62 (Leipzig 1724)
Lob sei Gott, dem Vater g’ton

Download

 

aus der sogenannten Neumeister-Sammlung (Arnstadt 1703-07?)
O Lamm Gottes unschuldig BWV 1095

Download

 

aus der sogenannten Neumeister-Sammlung (Arnstadt 1703-07?)
Gott ist mein Heil, mein Hilf und Trost BWV 1106

Download

 

aus der sogenannten Neumeister-Sammlung (Arnstadt 1703-07?)
Was Gott tut, das ist wohlgetan BWV 1116

Download

 

aus der Kantate Herz und Mund und Tat und Leben BWV 147 (Leipzig 1723)
Jesus bleibet meine Freude
bearbeitet von Michael Gerhard Kaufmann

Download

 

aus der Kantate Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort BWV 126 (Leipzig 1725)
Verleih uns Frieden gnädiglich

Download

 

Fantasia in C BWV 570 (Arnstadt 1703-07?)

Download

 

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Adagio in C KV 356 (für Glasharmonika)

Download

Download

 

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
Praeludium in C – Allegro moderato maestoso WoOp. MMV W 44 Leipzig 1844)

Download

 

Praeludium in c – Andante MMV W 28 (Leipzig 1841)

Download

 

aus der Kantate Verleih und Frieden WoOp. 5 / MMV A 11 (Leipzig 1831)
Verleih uns Frieden gnädiglich

Download

 

Max Reger
aus Dreißig kleine Choralvorspiele op. 135a
Was Gott tut, das ist wohlgetan

Download

 

Wolfram Graf (*1965)
Michaelgruß (Bayreuth 2007)

Download