Arabische Literatur und Rhetorik – Elfhundert bis Achtzehnhundert (ALEA)
Herausgegeben von Thomas Bauer und Syrinx von Hees
Die Reihe Arabische Literatur und Rhetorik, Elfhundert bis Achtzehnhundert (ALEA) wurde im Rahmen der gleichnamigen Leibnizpreis-Forschungsstelle an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster gegründet. Die Stelle widmet sich der arabischen Literatur und Rhetorik der späteren Jahrhunderte, die bislang weitgehend vernachlässigt wurden. Grund dafür ist die dominante, ursprünglich westlich-kolonialistische, aber von arabischen Eliten rasch übernommene Vorstellung, einem frühen „Goldenen Zeitalter“ sei eine lange Zeit der Stagnation und des Niedergangs gefolgt, bis im 19. Jahrhundert das islamische „Dornröschen“ von den westlichen Kolonialmächten wachgeküsst wurde.
Dieses Dekadenzkonzept ist nicht nur unzutreffend, sondern hat bis heute politisch manifeste Folgen in arabischen Ländern. So macht etwa die Fixierung auf ein „Goldenes Zeitalter“ eine Anknüpfung an die Geschichte problematisch und begünstigt ideologische Verzerrungen verschiedenster Art. Vor allem aber stehen diese Vorurteile der Rezeption ganzer literarischer Epochen im Wege, in denen einige der faszinierendsten arabischen Texte verfasst wurden.
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass das 13. und 14. Jahrhundert in Syrien und Ägypten eine literarische Blütezeit sondergleichen war, in der nicht nur die raffiniertesten hochliterarischen Texte entstanden, sondern auch ein breites literarisches Leben herrschte, an dem auch Menschen aus Handwerker-Schichten wie der Baumeister Ibrahim al-Miʿmār teilhatten.
Dennoch sind zahlreiche Schlüsseltexte dieser Zeit bisher noch nicht ediert, geschweige denn Gegenstand wissenschaftlicher Forschung geworden. Eine bessere Kenntnis der Literatur und Rhetorik dieser Zeit wird unser Verständnis der arabischen Literaturgeschichte sowie der islamischen Kulturgeschichte wesentlich verändern.